Ab dem 5. Oktober sind die Werke von diesen sieben Künstler*innen im Foyer des Landratsamtes zu bewundern. Sie haben sich mit ihren Inspirationen in das Jubiläumsjahr des Landkreises eingebracht. Am 8. Oktober um ca. 10.30 Uhr wird die Landrätin Tanja Schweiger am Tag der offenen Tür im Landratsamt die Ausstellung besuchen.
Das Zitat von Aristoteles „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ kann man als eine Umschreibung des Begriffs Synergie auffassen. Um Synergieeffekte ging es unter anderen auch bei der Gebietsreform, die in Bayern vor 50 Jahren umgesetzt wurde. Dieses Jubiläum hat das Kuratorium Europäische Kulturarbeit zum Anlass genommen und zeitgenössische Künstler*innen der Region dazu eingeladen, sich mit dem Thema “50 Jahre Gebietsreform Landkreis Regensburg“ auseinanderzusetzen. Dabei geht es um den besonderen Blickwinkel der Kunst auf eine kommunalpolitische Herausforderung, welche die Menschen sehr bewegt hat. Das Zitat von Aristoteles sollte hierzu eine vertiefte Anregung geben.
Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) war der erste große Systematiker unter den Philosophen und gilt als Begründer der abendländischen Wissenschaft. Er ordnete die einzelnen Wissensgebiete und schuf eine Fachsprache, die bis heute verwendet wird. Aristoteles war Schüler Platons und Lehrer Alexander des Großen. Mit dem „Lykeion“ gründete er in Athen seine eigene Unterrichts- und Forschungsstätte. Im 13. Jahrhundert erlebte sein Werk eine Renaissance – Thomas von Aquin sah in ihm eine philosophische Grundlage für das christliche Denken. Kann er zu diesem Thema Inspirationen geben?
Um was ging es bei der Gebietsreform? Es ging dabei um das Zusammenlegen von einer großen Gemeinde mit kleineren Orten. Es ging dabei um eine neue Identität ohne die eigene aufzugeben. Man könnte es auch im Großen mit der Europäischen Union vergleichen: Identität bewahren, neue Stärke gewinnen.
Es folgten dann die Aufteilung des alten Landkreises Parsberg in die Landkreise Regensburg und Neumarkt. Wieder dasselbe Thema… Was bedeutet Heimat, wenn sich solche Strukturen verändern? Welchen neuen Aufbruch kann es geben? Was ist für das Zusammenleben wirklich entscheidend? Welche Ängste gibt es bei solchen Veränderungen? Wie hat sich das Leben in den 50 Jahren verändert: Umweltbewusstsein, technologischer Fortschritt etc. Die Kunst hat Entwicklungen immer kritisch begleitet. Kann sie auch rückblickend einen Reflexionsbeitrag leisten?
In der aktuellen Situation mit dem grausamen Krieg in der Ukraine wird den Menschen auch auf internationaler Ebene bewusst, wie wichtig es ist, Stärke aus einer größeren Gemeinschaft zu gewinnen. Es gilt in der Region und international das Bewusstsein zu stärken, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.
Bei einem Treffen auf der Hammermühle, einen guten Ort für Inspirationen, fand ein Austausch mit den Künstler*innen statt. Erste Ideen entwickelten sich und konnten in den folgenden Wochen reifen
Anna Pilz gestaltete ein großformatiges Bild, das die Menschen, die Natur und Entwicklungen in diesem Zeitraum in den Blick nimmt. Die Burg Parsberg im Jura befindet sich diagonal zu Regensburg. Kettenkarussell und Windrad symbolisieren unterschiedliche Zeiten.
Matthias Schlüter beobachtet die Menschen beim Feiern zunächst auf getrennten Tischen und in einem zweiten Werk auf einer großen schlangenlinienförmigen Tafel.
Helmut Wolf nutzt eine Bauholzplatte, die früher als Unterlage für ein Schneidegerät diente. Die dadurch zufälligen entstandenen Ritzen sind für ihn eine pixelige Grundlage um ein Dorf aus der Ferne zu gestalten. In den Vordergrund setzt er die Menschen in Holz – Mann und Frau.
Alois Achatz recycelt Porzellangeschirr, schafft einen Turm aus Tassen, die in der Zusammensetzung eine völlig neue Bedeutung erlangen, ein stabiles Modell durch die engen gut konstruierten Teile. Zwei Kannen, die sich gegenüber stehen, sind mit einem Strahl verbunden, durch den sie sich gegenseitig füllen.
Martina Osecky arbeitet auch mit zwei Bildern. In dem einen befindet sich oben ein Trichter mit vielen Elementen, aus denen im unteren Trichter nur noch wenige werden. Im zweiten Bild abstrahiert sie die beiden Zahlen 143 und 71, die Anzahl der Landkreise vor und nach der Gebietsreform.
Gene´Neurieder geht am weitesten in der Abstraktion. Sie stellt zwei Werken auf Leinwand jeweils zwei kleinere Werke auf Aluminium zur Seite. Sie bringt Eindrücke, Erkenntnisse und Begegnungen abstrakt mit freien Farb-Assoziationen zum Ausdruck – eine Vielzahl von Impressionen, vielleicht Meinungen, Stimmungen im komplexen Prozess der Synergieeffekte?
Reiner Fritsche bringt die Stimmungslage eines Bürgers „Mei Gmeind geb i ned her“ zum Ausdruck, erinnert mit der Burg Parsberg an die ehemalige Landkreisstadt und skizziert die heutigen Landkreisgemeinden mit handgeschmiedeten Nägeln, die als Netzwerk verbunden sind.
Michael Eibl